«Wannabe» von den Spice Girls wird 25 Jahre alt (2024)

Das Debüt der Spice Girls gilt als Hymne einer Generation. Dennoch weiss niemand so genau, was uns die Spice Girls eigentlich sagen wollten. Oder doch?

Esthy Rüdiger

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25 Jahre ist es her, dass eine britische Girlband ihr Debüt veröffentlichte und damit ein neues Kapitel in der Pop-Geschichte aufschlug. Die Spice Girls besangen in ihrer ersten Single, «Wannabe», Freundschaft über Liebe und erklärten der Welt, was sie wollten. Was sie wirklich, wirklich wollten. «Wannabe» landete in über dreissig Ländern auf Platz 1 der Charts. Auf MTV lief das Video in Dauerschleife.

Über die 1990er Jahre wurden die Spice Girls zu Ikonen. Aus Emma Bunton, die am spätesten zur Gruppe dazustiess, wurde «Baby Spice», aus der damals rothaarigen Geri Halliwell wurde «Ginger Spice», Victoria Adams (heutige Beckham), die elegante und gut gekleidete, wurde zu «Posh Spice», aus der lauten und extrovertierten Melanie Brown wurde «Scary Spice», und die stets sportlich gekleidete Melanie Chisholm wurde zu «Sporty Spice».

Sie sind der Grund, warum erwachsene Frauen noch heute loskreischen und die Tanzfläche stürmen, wenn der Lacher von Mel C zu Beginn von «Wannabe» ertönt und sie sich selbst einordnend als «Ginger», «Posh» oder «Baby Spice» bezeichnen.

Kein anderes Lied einer Girlband verkaufte sich bis heute so gut, das Lied wurde zur Hymne einer (weiblichen) Generation. Und womöglich wurde auch deshalb bei kaum einem anderen Lied so oft über den Text gerätselt. Denn: Was zur Hölle bedeutet dieses «zig-a-zig-ah»?

«Es kann heissen, was man möchte, aber es ist unhöflich»

«I wanna really, really, really wanna zig-a-zig-ah!», singt Mel B (deutsch: «Ich will wirklich, wirklich zig-a-zig-ah»). Und an anderer Stelle: «Slam your body down and zig-a-zig-ah» (deutsch: «Wirf deinen Körper hin und zig-a-zig-ah»). Die Vermutung liegt nahe, dass ein Euphemismus für Sex geschaffen wurde.

Immerhin hält sich auch die Ansicht hartnäckig, im Rap des unschuldig daherkommenden Pop-Songs würden die sexuellen Präferenzen der Spice Girls deutlich. So rappt Mel B etwa: «Easy V doesn’t come for free, she’s a real lady», was so viel heisst wie: «V (Victoria) kommt nicht umsonst, sie ist eine echte Lady.» Oder: «We got G like MC who likes it on an E», was angeblich dafür steht, dass Geri und Mel C Sex auf Ecstasy («on an E») mögen.

Emma Bunton schien 2017 zumindest zum sagenumwobenen «zig-a-zig-ah» viele Vermutungen zu bestätigen, als sie der Sängerin Katy Perry bei einem Radio-Songquiz erklärte: «Es heisst... es ist unhöflich.» Und dann nachschob: Es könne alles heissen, was man möchte, aber es sei unanständig.

Bereits 2015 behauptete die britische Zeitung «Daily Star», das Rätsel gelöst zu haben: Ein anonymer Co-Songwriter des Songs gab darin an, der Ausdruck sei keine sexuelle Referenz, sondern kurz für «sh*t and cigars».

Steht «zig-a-zig-ah» für «sh*t and cigars»?

Als sie den Song in einem Studio in Shoreditch, London, geschrieben hätten, habe es in ihrer direkten Nachbarschaft einen «80er Pop-Typen» gegeben. Angeblich mochte dieser es nicht, dass nun Boy- und Girlgroups in «sein Revier» eingedrungen waren. Laut dem anonymen Songwriter hatte besagter Nachbar die «eklige Angewohnheit», in der geteilten Toilette sein Geschäft zu verrichten und dabei eine Zigarette zu rauchen: «Also nannten wir ihn ‹sh*t and cigars›.»

Der Ausdruck sei oft gefallen, als die Spice Girls den Song aufgenommen hätten. Mel B, die laut besagter Quelle den Text fast allein geschrieben hat, habe wohl «sh*t and cigars» kurz in Erwägung gezogen, und es stattdessen auf «zig-a-zig-ah» verkürzt.

Geht es nach jenem anonymen Songwriter (der übrigens auch die umstrittene Ecstasy-Stelle bestätigt), ist «zig-a-zig-ah» also nicht einfach ein Nonsens-Wort, sondern kann geradezu als Statement gegen eine mutmassliche Pop-Grösse gewertet werden. Und dies wiederum will besonders gut in das Girlpower-Image passen, das die Spice Girls weltweit populär machten.

Wirklich Sinn ergibt «zig-a-zig-ah» auch mit dieser behelfsmässigen Erklärung nicht. Aber womöglich ist ebendiese Bedeutungslosigkeit, die sich so unbeschwert mitgrölen lässt, der Teil des Erfolgs, der dazu führte, dass sich «Wannabe» 1996 wie ein Lauffeuer ausbreitete – und der die Spice Girls zur erfolgreichsten Girlgroup bis heute gemacht hat.

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